Sozialcurriculum - Unser Lebensraum PMHG

Unsere Schule besitzt 83 Räume. Notwendige, praktische, taugliche, funktionale Räume. Sie werden morgens aufgeschlossen, von Oktober bis März beheizt, täglich gereinigt und anschließend bis zum nächsten Morgen wieder verschlossen.

Von der architektonischen und baulichen Gestaltung dieser Räume sind nicht alle sonderlich angetan. Was aber allen auffällt, ist die Art und Weise, wie sich die Menschen in unseren Räumen begegnen. Schülerinnen und Schüler, Lehrer, Eltern grüßen sich, schenken sich ein Lächeln. Man findet Raum und Zeit, das ein oder andere Wort zu wechseln, sich auszutauschen.

Stets bemerken Gäste und Besucher des PMHG den höflichen Umgangston, die freundliche Atmosphäre, die in unseren Räumen herrscht. Was selbstverständlich klingt, muss es auch sein. Für fast 900 Menschen ist unsere Schule der Lebensraum für einen nicht unbeträchtlichen Teil jeden Tages. Menschen treffen aufeinander, verbringen viele Stunden gemeinsam, kommunizieren miteinander, sollen erfolgreich lehren und lernen. Das kann nur gelingen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Das fordert eine starke Klassen- und Schulgemeinschaft, zu der jeder einzelne beitragen muss. Das muss sich entwickeln, gefördert und gestärkt werden.

Als Klassenlehrer einer fünften Klasse ist jedes Mal wieder spannend zu beobachten, wie die eigene Klasse, die man gerade erst kennen gelernt hat, den Modultag „Miteinander sind wir stark“ angeht. In der Sporthalle sind viele Stationen mit den unterschiedlichsten Aufgaben- und Problemstellungen aufgebaut. Gemeinsam ist ihnen allen, dass ein Einzelkämpfer keine Chance hat. Nur wenn man sich gegenseitig hilft, gemeinsam plant und agiert hat man Aussicht auf Erfolg. Der Blinde wird von der Sehenden geführt, die Klasse zieht gemeinsam an einem Strang und den Fahnenmasten in die senkrechte Position, der Denker plant, die körperlich Stärkste oder Schnellste führt aus. Eine Klasse wächst zusammen, lernt die individuellen Stärken eines jeden einzelnen kennen und gezielt einzusetzen. Dieses gemeinsame Miteinander nehmen unsere 5er mit ins Klassenzimmer.

Konflikte bleiben dennoch nicht aus. Es ist gar nicht so einfach, das persönliche Interesse in den Hintergrund zu stellen und unterschiedliche Vorstellungen miteinander zu vereinbaren. Wenn Schülerinnen und Schüler dann in Klasse 6 im Schullandheim gemeinsam auf engem Raum im Vier- oder Achtbettzimmer sechs Tage beim Wattwandern an der Nordsee, beim Skifahren in Österreich, beim Schneeschuhwandern im Allgäu oder bei Fish 'n' Chips in England miteinander auskommen müssen, stellen sie sich dieser Herausforderung.

Das Schullandheim ermöglicht in jedem Fall, Neues kennen zu lernen und wertvolle, unvergessliche Erfahrungen zu machen. Man kann persönliche Grenzen erfahren, man kann stolz sein, wenn man einen Berggipfel erreicht, die erste Abfahrt bewältigt oder erfolgreich sein Anliegen in der Fremdsprache kommuniziert.

Diese Erfahrungen bei außerunterrichtlichen Veranstaltungen kehren in die Räume unserer Schule zurück, werden im Unterricht ausgetauscht, regen zu Diskussionen an. So ist jedes Mal wieder erstaunlich, welche Eindrücke Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen während ihres einwöchigen Sozialpraktikums in Kindergärten, Seniorenheimen, Beratungsstellen oder sonderpädagogischen Einrichtungen gewinnen und in ihren Praktikumsberichten reflektieren. Unsere Schüler sehen, was es bedeutet, benachteiligt oder auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, müssen auch leidvolle, traurige Erfahrungen machen, übernehmen Verantwortung für andere Menschen und erfahren für ihre Hilfe Dankbarkeit und Respekt.

In den letzten Jahren wurden die außerunterrichtlichen Veranstaltungen im Rahmen des Sozialcurriculums am PMHG vielfach beraten und an die Bedürfnisse und Notwendigkeiten angepasst. Von Klasse 5 bis 12 finden altersgerecht in jeder Klassenstufe die unterschiedlichsten pädagogischen Veranstaltungen statt, die den Lebensraum Schule gestalten: Klassenfeste, erlebnispädagogische Ausfahrten, Präventionsarbeit, Sporttage, Studienfahrten ....

In ihrer Kontinuität bereichern diese ganz im Sinne des Schulgesetzes den täglichen Schulalltag: „Sie dienen der Vertiefung, Erweiterung und Ergänzung des Unterrichts und tragen zur Entfaltung und Stärkung der Gesamtpersönlichkeit des einzelnen Schülers bei.“ Schule bedeutet am PMHG in entscheidendem Maße auch soziales Lernen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie unsere praktischen, tauglichen, funktionalen Räume auf diese Weise mit Leben gefüllt werden.