„Die sitzen gerade wirklich direkt nebenan.“

„Diese ganzen wichtigen Leute sind jetzt gerade ein paar Meter entfernt und entscheiden aktiv für ganz Europa.“

Ich will mal ganz ehrlich sein: VORHER hatten nicht wirklich viele einen super spannenden Tag erwartet. Die meisten hätten wohl lieber ausgeschlafen, als sich um 7:45 Uhr gemein-sam mit der 10a, b und c in einen Bus nach Frankreich zu setzen, ABER - und das ist eben-so ehrlich - es hat sich wirklich gelohnt.
Unser Ziel: Straßburg, EU-Parlament.
Die Politik der EU hatten wir erst im Gemeinschaftskundeunterricht durchgenommen, aber – das kennen Sie bestimmt auch – Politik im Unterricht ist nicht immer das spannendste The-ma. Mittlerweile hatten wir so auch schon einiges wieder vergessen und die wenigsten von uns wussten daher, was uns erwarten würde.

Empfangen wurden wir in Frankreich von großen modernen Bauten und vielen alten und verträumt wirkenden Häuschen. Jede Ecke sah anders aus. Egal wo man hinschaute, überall hatten sich Architekten und Künstler verewigt. Von abstrakten Bauten über gemusterte Bah-nen bis hin zu filigranem Graffiti war alles dabei.

Das EU-Parlament selbst war von außen ein zugegeben eher weniger auffallender Glasbau und sah verdächtig nach langweiligem Bürogebäude aus, doch was uns innen erwartete, war schon ziemlich atemberaubend. Tropenpflanzen rankten sich hier in den lichtgefluteten Gän-gen meterhoch.

In einem kleinen Kongresssaal stellte sich uns Anna Deparnay-Grunenberg, ein Mitglied des Parlaments, vor. Da in wenigen Minuten eine Abstimmung mit Anwesenheitspflicht startete, war sie zwar etwas gestresst, wirkte jedoch sehr sympathisch.
Per Livestream konnten wir dann einen Teil dieser Abstimmung miterleben- quasi hautnah. Keiner hätte privat die Website geöffnet und sich freiwillig „trockene Politik“ angesehen, doch so langwellig war das gar nicht.

In einem atemberaubenden Tempo ratterte der Vorsitzende des Parlaments die verschiede-nen Anfragen herunter und mit den Worten „Die Abstimmung ist eröffnet. Dafür. Dagegen. Enthaltungen. Die Abstimmung ist geschlossen.“ war eine solche Abstimmung nach der an-deren innerhalb von Sekunden abgeschlossen. In meinem Kopf sammelte sich ein Fragezei-chen nach dem anderen.
Wie geht das so schnell? Wie funktioniert das? Wer sitzt da?

Wenige Minuten später bekamen wir Antworten. Die einzelnen Parteien, die Anteile der Län-der und die Funktionsweise der EU-Wahlen wurden uns genauer erklärt. Auch bekamen wir einen Überblick über die aktuellen Vertreter Deutschlands und ihre Parteienaufteilung.

Da im Juni die EU-Wahlen stattfinden und diese für viele von uns die erste Wahl sein wird, hat dieser Besuch im EU-Parlament, mir persönlich, auf jeden Fall geholfen, ein besseres Bewusstsein für die EU-Politik zu entwickeln und im Gegensatz zu vorher, bin ich nun sicher, dass ich an den Wahlen mit gutem Gewissen und genügend Informationen teilnehmen wer-de. Es ist eben doch nochmal etwas ganz anderes, Politik live zu erleben.
(Mina Fehrle und Lene Braun, Klasse 10b)