Großer Andrang beim ersten IHK-Berufsparcours 2023
Probieren geht über Studieren
„Gut gefüllt hier“: Bürgermeister Dr. Carl-Gustav Kalbfell (Bildmitte) freute sich über die vielen Schülerinnen und Schüler im Walter-Schweizer-Kultur-forum, wo vergangene Woche der erste IHK-Berufsparcours der Bezirks-kammer Esslingen-Nürtingen in diesem Jahr stattfand. Gemeinsam mit Angelika Goldak (2. v. r.), Leiterin der Stabsstelle für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing, besuchte er die verschiedenen Stände im Kulturforum. Leinfelden-Echterdingen ist zum ersten Mal Veranstaltungsort dieser Berufsorientierungsmesse, die die IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen bereits seit 2013 ausrichtet.
Novum: Gymnasium als Veranstalter
Gastgeber war das Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium, das damit das erste Gymnasium ist, das den IHK-Berufsparcours seit seinem zehnjährigen Bestehen ausrichtet.
Zuvor waren immer Realschulen die Organisatoren der Veranstaltung gewesen. Außerdem nahmen auch Schülerinnen und Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums und der Ludwig-Uhland-Schule teil. „Ein Gymnasium als Veranstalter wurde in diesem Jahr bewusst gewählt“, sagt Dieter Proß, Leiter des Referats für Beruf und Qualifikation bei der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen. In den vergangenen Jahren sei bei der Berufsberatung an den Gymnasien ein zu starker Fokus auf das Studium gelegt worden. Die Berufsausbildung als wertvolle Qualifikation soll nun auch verstärkt an Gymnasien beworben werden. Das klare Ziel der Veranstaltung: wieder mehr Schülerinnen und Schüler für einen Ausbildungsberuf begeistern. „Im Vergleich zu den Jahren vor Corona zeigt sich ein Rückgang von 15 bis 20 Prozent bei den Bewerbungen auf Ausbildungsstellen, etwa 200 Lehrstellen im Landkreis sind derzeit unbesetzt“, erläutert Markus Knorpp von der Bundesagentur für Arbeit und betont den Fachkräftemangel als größtes Zukunftsrisiko für Unternehmen.
Sein interaktiver Aufbau unterscheidet den IHK-Parcours von üblichen Ausbildungsmessen. An 20 Stationen von Unternehmen aus dem gesamten Landkreis Esslingen hatten die über 300 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klasse die Möglichkeit, verschiedenste Berufe durch praktische Aufgaben kennenzulernen.
Elektrotechnik für Einsteiger
So bot zum Beispiel die Sicherheitstechnik-Firma Euchner GmbH + Co. KG aus Leinfelden einen Bausatz für einen „Heißen Draht“ an (Foto unten). Nach einer illustrierten Anleitung konnten die Schülerinnen und Schüler eine einfache elektronische Schaltung mit Batteriebetrieb nachbauen und durften das Ergebnis ihrer ersten Berührung mit dem Beruf des Elektronikers als Andenken mit nach Hause nehmen. An allen Gruppentischen standen jederzeit hilfsbereite Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unternehmen bereit, um unterstützend eingreifen zu können.
Viele der betreuenden Mitarbeiter befinden sich selbst noch in der Ausbildung oder haben diese erst kürzlich abgeschlossen. Die Stationen boten zudem den Unternehmen die Möglichkeit, talentierten Schülerinnen und Schülern ein Praktikum oder eine Ausbildungsstelle in Aussicht zu stellen.
Fachkräftemangel trifft auch die Stadt
Auch die Stadt Leinfelden-Echterdingen war mit einer Station vertreten und stellte dort die sozialen Berufe Erzieher und sozialpädagogische Assistenzkraft vor, in denen die Stadt ausbildet. Bürgermeister Dr. Kalbfell nutzte die Gelegenheit, auf den Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung hinzuweisen.
„Derzeit sind bei der Stadt 20 Erzieherstellen unbesetzt“, sagt er und betont, solche Veranstaltungen seien „in Anbetracht der vielen offenen Ausbildungsstellen dringender denn je“. Im Herbst findet in Leinfelden-Echterdingen ein weiterer Berufsinfotag statt: Am 24. Oktober lädt die Stadt in Zusammenarbeit mit der Stadt Filderstadt zur „Börse deiner Zukunft“ in die Filderhalle.