Ein Ort der Ruhe und der Freude
PMHG-Schüler besuchen Taizé
Hunderte Menschen aus verschiedenen Teilen der Erde stehen bis zu einer Stunde in einer Essensschlange und warten dabei geduldig, fröhlich und teilweise singend auf ein Essen, dessen Portionen eher zu klein und dessen Angebot beschaulich ist, doch am Ende sind alle irgendwie satt und zufrieden – erinnert Sie das vielleicht an irgendeine bekannte Geschichte?
In Taizé kann man dies zumindest täglich erleben, auch wenn – anders als in der Geschichte von der Speisung der 5000 – die ein oder andere Person nach dem Essen vielleicht noch einen mitgebrachten Müsliriegel essen muss, um wirklich satt zu sein. Wöchentlich kommen bis zu 4000 Menschen zu den Jugendtreffen nach Taizé (Frankreich), um gemeinsam über Lebensfragen zu diskutieren, zu singen und zu beten. Aber es kommen auch Menschen, die einfach Abstand zum Alltag gewinnen und zur Ruhe kommen möchten. Auch die vierstündigen Religionskurse des Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums aus der Jahrgangsstufe 1 und 2 fuhren vom 15. bis 19. Mai 2019 nach Taizé, um das Leben der ökumenischen Ordensgemeinschaft zu erleben.
Am Alltag der Ordensbrüder teilzunehmen, bedeutet nicht nur die täglichen Gottesdienste zu besuchen, sondern sich aktiv in die Gemeinschaft mit einzubringen. So war unsere Gruppe jeden Morgen zum Dienst eingeteilt, wo wir entweder die sanitären Anlagen und Aufenthaltsräume putzen oder einfach zum Müll einsammeln eingeteilt waren. Dabei war für uns alle eindrücklich, mit welcher Selbstverständlichkeit und mit wie viel Humor alle an ihre Arbeit gingen. Am Nachmittag stand dann in kleineren Gruppen das gemeinsame Bibelstudium mit einem Bruder der Ordensgemeinschaft an. An einem Nachmittag bekamen wir als Gruppe zudem die Gelegenheit, mit einem Ordensbruder zu sprechen, der sehr offen von seinem Leben in der Gemeinschaft erzählte und dabei auch die Herausforderungen dieses Lebens nicht verschwieg. Die freie Zeit zwischen den Programmpunkten nutzten wir für gemeinsame Aktionen und Spiele und für viele persönliche Gespräche und Diskussionen bis spät in den Abend.
Doch Taizé ist nicht nur ein Ort der internationalen Begegnung, sondern auch ein Ort der Ruhe. Im Zentrum stehen dabei die Gottesdienste, die von den meditativen Gesängen geprägt sind, für die Taizé so bekannt ist. Selbst die Gebete werden gesungen, und statt einer Predigt gibt es eine 15-minütige Stille. Dadurch eröffnet sich ein Raum, um im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt nachzudenken und eigene religiöse und spirituelle Erfahrungen zu machen. Besonders die Schüler*innen der JS 2, die gerade das schriftliche Abitur hinter sich gebracht hatten, konnten dies nutzen, um wieder neu Kraft zu tanken und über die Möglichkeiten nachzudenken, die sich nach dem Schulabschluss auftun. Aus beiden Jahrgängen berichteten viele Schüler*innen am Ende der Studienfahrt, dass sie Taizé tatsächlich als einen besonderen Ort des Friedens, der Ruhe und der Freude erlebten.
Angereist waren manche mit durchaus gemischten Gefühlen, denn wir wussten, dass uns ein einfacher Lebensstil erwartet, sowohl was das Essen als auch was die Unterbringung angeht – doch worauf kommt es wirklich an? Denn neben den vielen Gesprächen lernt man in Taizé auch mit deutlich weniger auszukommen und wofür wir alles dankbar sein können.
So stellte die Studienfahrt eine sinnvolle Ergänzung zum Curriculum des vierstündigen Religionskurses dar. Während wir im Unterricht lebhafte Diskussionen führen und versuchen, Themen theologisch zu durchdringen, konnten wir die Glaubenspraxis der Christen in Taizé miterleben. Am Ende waren sich alle Teilnehmer*innen einig, dass es eine lohnenswerte, intensive und bereichernde Erfahrung war, die sie auch Schüler*innen von künftigen fünfstündigen Religionskursen wünschen würden. Mr