Neue Wege in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) -
Potenziale und Grenzen digitaler Medien.

Tagung in Osnabrück vom 23.– 24.02.2012
Schüler erkunden mit GIS und GPS das Polenztal in der Sächsischen Schweiz

Dr. Ralf Kirchner-Heßler, Natascha Bäuerle, Lisa Reiber
Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium (PMHG), Leinfelden-Echterdingen (Baden-Württemberg)

Am 23. Januar 2012 hielten die Schülerinnen Natascha Bäuerle, Lisa Reiber und Dr. Ralf Kirchner-Heßler einen Vortrag auf der Fachtagung "Neue Medien in der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" (www.contoo.de/c/neue_wege) der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück. Anlass war die Teilnahme der NwT-Klasse an einem Schülerwettbewerb der Geoinformatik-Firma ESRI und dem Wettbewerbsgewinn in Form eines Sommercamps für 20 Schüler in der Sächsischen Schweiz.

Die Einladung ging auf eine Anfrage von Michelle Haspel, Pädagogische Hochschule Heidelberg, im November letzten Jahres zurück. Sie organisierte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geographie der Universität Osnabrück und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt eine zweitägige Fachtagung zu neuen Medien und ihrem Mehrwert für die Umweltbildung. Die Ergebnisse des ESRI-Sommercamps im Sommer 2011 von 20 NwT-Schülern des PMHG´s in der Sächsischen Schweiz, hatten Daniel Schober, ESRI Deutschland, veranlasst den Kontakt zwischen Frau Schober und dem PMHG herzustellen.

Das Angebot für eine zweitägige Fachtagung nach Osnabrück eingeladen zu werden war attraktiv, der Zeitpunkt, mitten in den Faschingsferien, ungünstig. Nicht die Schüler der ursprünglichen Schülerwettbewerbsgruppe, sondern zwei Teilnehmerinnen des ESRI-Sommercamps, Natascha Bäuerle und Lisa Reiber, nahmen schließlich die Herausforderung an einen Vortrag vor einem erwachsenen Fachpublikum zu halten.

Nach der Genehmigung der Vortragsreise als Schulveranstaltung stimmte Dr. Ralf Kirchner-Heßler die Reise, Unterkunft und gewünschte Zielsetzung des Vortrags mit Frau Haspel ab. In zwei Treffen und über E-Mail-Kontakt entwickelten die drei Referenten ihren 20-minütigen Vortrag auf der Grundlage einer Power-Point-Präsentation.

Die Tagungsreise begann am Mittwoch, den 22.02.2012 um 14.51 Uhr am Stuttgarter Hauptbahnhof. Auf der Fahrt nach Osnabrück besprachen Lehrer und Schülerinnen ein weiteres Mal den Vortrag und änderten Details in der Power-Point-Präsentation. Etwas erschöpft kamen sie nach einer langen Fahrt um 19.23 Uhr im Osnabrücker am Bahnhof an, wo sie von Frau Haspel abgeholt wurden. Die Unterkunft, das „Domhotel“, lag im historischen Stadtzentrum nahe dem Dom. Nach dem Bezug der Zimmer und einer Vortragsprobe trafen sich die drei PMHG´ler mit den Wissenschaftlern der Pädagogischen Hochschule Heidelberg in der „Grünen Gans“ in der Altstadt zu einem späten Abendessen.

Am Tag des Vortrags fuhren die drei Referenten nach einem Frühstück im Hotel in das Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Vor Tagungsbeginn hatten Lehrer und Schülerinnen die Gelegenheit für eine Generalprobe des Vortrags im Konferenzraum, bei der auch die Farben der Beamereinstellung überprüft wurden.

Die Veranstaltung begann mit einem Markt der Möglichkeiten im Foyer, auf dem Projekte mit Bezug zum Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ vorgestellt wurden.
Nach einer Begrüßung durch Ulrike Peters und Dr. Alexander Bittner von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) folgten Einführungsvorträge durch Geographieprofessoren der Universität Osnabrück und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Dann war es auch schon Zeit für den Vortrag „Schüler erkunden mit GIS und GPS das Polenztal in der Sächsischen Schweiz“. Die Nervosität steigerte sich noch während der zwischengeschalteten fünfminütigen Pause, verschwand aber im Laufe des Vortrags schnell. Der Vortragseinstieg durch Dr. Ralf Kirchner-Heßler umfasste eine Kurzcharakterisierung des Fachs NwT (Naturwissenschaft und Technik) in Baden-Württemberg, um die Einbindung von Geographischen Informationssystemen (GIS) in den projektorientierten Unterricht im Schwerpunkt Klima und Umwelt zu veranschaulichen. Natascha Bäuerle beschrieb die Arbeiten mit GIS von der theoretischen Grundlagenarbeit bis hin zur eigenständigen Projektarbeit, einschließlich der Erstellung von geographischen Karten für das Polenztal. Lisa Reiber begründete aus Schülersicht die Teilnahme am ESRI-Wettbewerb, schilderte Aufgaben und Erlebnisse des Sommercamps in der Sächsischen Schweiz, wie z.B. die GPS-basierte Aufnahme von Geländedaten (Flora, Geomorphologie) oder eine Geländeübung zum Geocaching. Ein Fazit aus Schüler- und Lehrersicht zum Einsatz von GIS an Schulen und dem ESRI-Sommercamp rundete den Vortrag vor den rund 100 Zuhörern ab.

Abbildung: Natascha Bäuerle und Lisa Reiber bei ihrem Vortag

Dem Vortrag folgten drei Fachvorträge zu Projekten mit dem Schwerpunkt BNE und neue Medien. In der sich anschließenden Kaffeepause, aber auch in späteren Gespräch erhielten die drei PMHG´lern viele positive Rückmeldungen von den Zuhörern zu ihrem Vortrag. Das lag sicherlich auch daran, dass in diesem Beitrag nicht über die Zielgruppe – Schüler – gesprochen wurde, sondern die Zielgruppe von ihren eigenen Erfahrungen berichtete. In einem nachfolgenden Workshop erarbeiteten die Teilnehmer in vier Gruppen „Kriterien für Gestaltungskompetenz in der Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Das Vortragsprogramm des Tages endete mit einem sehr interessanten Vortrag des Experimentalphysikers Prof. Dr. Metin Tolan, TU Dortmund, der Szenen aus James-Bond-Filmen physikalisch und sehr humorvoll analysierte.

Nach einem vielfältigen, abendlichen Büffet im Zentrum für Umweltkommunikation nahm ein Teil der Tagungsgesellschaft an einem Rundgang durch Osnabrück teil. Ein „Nachtwächter“ führte mit Laternen durch die Osnabrücker Altstadt und brachte die Gebäude und deren Bedeutung in einen geschichtlichen Zusammen¬hang. Ein Besuch mit Tagungsteilnehmern der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg in der „Hausbrauerei Rampendahl“ bildete einen gemütlichen Tagesausklang.

Am dritten Tag der Vortragsreise verfolgten Schülerinnen und Lehrer zwei weitere Fachvorträge und besuchten einen Workshop, der an die Inhalte des Vortags anknüpfte. In einer nachfolgenden Podiumsdiskussion, moderiert durch Dr. Alexander Bittner (DBU), diskutierten Professoren aus den Bereichen Geographie und Umweltbildung, ein Vertreter des Kultusministeriums, einer Umweltbehörde und der Firma ESRI über die Potenziale und Grenzen digitaler Medien in der Umweltbildung.

Abbildung: Markt der Möglichkeiten – Projekte zur Umweltbildung mit Neuen Medien stellen sich vor

In Pausen am Vormittag und vor dem Mittagessen bestand erneut die Möglichkeit auf dem Markt der Möglichkeiten neue Medien und Projekte für die Umweltbildung kennen zu lernen, wie z.B. „GIS-Station“ der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, „Erdnauten.net“ eine Online-Platform bundesdeutscher GPS-Bildungsrouten oder „Zeitreise 2030“ ein GPS-basiertes Geländespiel des Wissenschaftsladens Hannover. Das webbasierte Lernmodul zur Bewertung von Umweltveränderungen „GLOKAL Change“ der Pädagogischen Hochschule Heidelberg lernten Natascha Bäuerle, Lisa Reiber und Dr. Ralf Kirchner-Heßler am Nachmittag in einem Workshop praktisch kennen.

Durch den Ausfall eines Zugs wurde die Abfahrt in Osnabrück auf 16.08 vorverlegt, eine andere Reiseroute, nun über Hannover, eingeschlagen und so konnte Stuttgart wie geplant um 22 Uhr erreicht werden. Und was haben die PMHG´ler noch erreicht bzw. mitgenommen? Die Erfahrung eines Vortrags vor einem Fachpublikum, ein positives Feedback zu ihrer Arbeit, viele Ideen für den Einsatz, aber auch den kritischen Umgang mit Neuen Medien in der Umweltbildung, interessante Kontakte, das Angebot einer Veröffentlichung im Tagungsband und die Einschätzung einer Schülerin, dass die Diskussion von Fachleuten auch nicht immer zielgerichteter und effektiver verläuft als in der Schule.

Dr. Ralf Kirchner-Heßler, Natascha Bäuerle