„Die Klasse“
Soziale Werte, Toleranz und Respekt. Was für uns als selbstverständlich erscheint, ist für andere völlig fremd. Genau davon handelt der Film „Die Klasse“. Er erzählt von einem jungen Lehrer, der in einem Pariser Problembezirk unterrichtet und ständig mit den Problemen der Schüler konfrontiert wird. Die Schüler sind zwischen 13 und 15 Jahren alt und haben völlig verschiedene kulturelle Hintergründe. Die meisten sind Migrantenkinder, beherrschen nur schlecht ihre eigene Landessprache und es kommt zu vielen Konflikten in ihrem Schulalltag. Ein Schuljahr lang wird aus genau diesem Alltag in dem Film, der übrigens der diesjährige Cannes-Gewinner ist, dokumentarisch erzählt. Die Schauspieler spielen sich selbst und die Geschichte beruht auf dem autobiografischen Bestseller von François Bégaudeau, dem Lehrer der Klasse.
Doch wie wirkt dieser Film auf Schüler, die fast gleich alt sind?
Um das herauszufinden, hat die Klasse 11a eine Klassendiskussion veranstaltet. Zunächst besuchten wir am Donnerstag, den 5. Februar 2009 den Film „Die Klasse“. In der darauffolgenden Woche machten wir einen großen Stuhlkreis und die Diskussion konnte beginnen. Unser erstes Thema war der Film generell. Schon hier unterschieden sich unsere Meinungen: Einige fanden den Film gut, da er sehr realistisch war und zum Nachdenken anregte. Andere wiederum waren nicht überzeugt, denn für sie war es nichts Neues, was sie erfuhren und zudem empfanden sie den Film als zu lang.
Auch bei unserem zweiten Diskussionspunkt gingen die Meinungen wieder deutlich auseinander. In dem Film sagt der Lehrer zu zwei Mädchen, die ständig kicherten und nicht zuhörten, „Schlampen“. Er wurde weder bestraft noch verwarnt. Dies fand ein Teil unserer Klasse ok, denn sie konnten nachvollziehen, dass es dem Lehrer vielleicht herausgerutscht war. Immerhin musste er die Schüler, die ihm weder Respekt noch Disziplin zeigten, fast jeden Tag sehen und ertragen. Der andere Teil unserer Klasse fand, dass der Lehrer mehr Beherrschung hätte zeigen können, denn „Schlampe“ ist nicht gerade eine kleine Beleidigung. Aber in einem Punkt waren wir uns einig: Am besten wäre es gewesen, den Lehrer zur Einsicht zu bringen, einen Fehler gemacht zu haben um Ähnliches in Zukunft zu vermeiden.
Schließlich kamen wir zu unserer letzten und wahrscheinlich auch interessantesten Frage: Haben wir in Deutschland die gleichen Probleme?
Besonders fielen uns die Hauptschulen ins Auge. Bekanntlich herrscht hier meist mehr Gewalt, Respektlosigkeit und Intoleranz als zum Beispiel auf unserem Gymnasium. Dies bestätigten auch einige Schüler der Klasse 11a, indem sie eigene oder Erfahrungen von ihren Freunden erzählten. Als mögliche Gründe könnten die fehlenden Zukunftsperspektiven und damit auch Motivationsprobleme in Betracht gezogen werden.
Allerdings mussten wir auch einsehen, dass wir vielleicht nicht im gleichen Ausmaß, aber dennoch vergleichbare Probleme an unserer Schule haben. Gerade bei Referendaren, denen es manchmal noch an nötiger Erfahrung fehlt und die dann noch nicht so streng und durchsetzungsfähig sind, testen Schüler oft ihre Grenzen aus.
Aber auch jüngere Kinder, so hatten wir das Gefühl, werden immer respektloser und aggressiver. Da viele unserer Klasse auch Jungschar machen oder gemacht haben kennen sie die Hintergründe: Teils mangelnde Erziehung, da einige Eltern überfordert sind; zu langes allein zu Hause sein, da die Eltern arbeiten; zu viele PC-Spiele und zu langes Fernsehen führen außerdem zu Unruhe, die sie dann eventuell in der Schule ausleben und dadurch andere Kinder beim Lernen stören.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Diskussionsrunde für uns alle abwechselnd und interessant war und wir so etwas gerne noch einmal machen würden.
Wir danken auch den Lehrern Frau Holl und Frau Kießling, die uns den Kinobesuch ermöglichten.
Sarah Scholl