York-Austausch 2008

Es war wirklich aufregend, den Schüleraustausch während der amerikanischen Präsidentschaftswahlen zuerleben und live beim Wahlkampf dabei zu sein.

Was uns natürlich sofort ins Auge fiel, waren die DinA3 -großen Schilder der beiden Kandidaten, die viele Yorker vor ihren Häusern aufgestellt hatten. Unserem subjektiven Eindruck nach lagen Obama/ Biden und McCain/Palin etwa gleichauf. Auch an vielen Autos gab es Aufkleber mit den Namen. Pennsylvanien gehörte neben Ohio oder Floriada zu den sogenannten /swing states/, das heißt, dass in diesen Staaten das Ergebnis knapp werden könnte und deshalb diese Staaten von beiden Partein hart umkämpft waren. in Pennsylvanien war Obama während unseres Besuches 2 Mal, McCain hatte 3 Auftritte und seine Vizepräsidentin war am Wochenende vor der Wahl sogar in York. Es ist zwar jeder Bundesstaat wichtig, aber am Ende gewinnt nicht, wer die meisten Wählerstimmen, sondern wer die meisten Wahlmänner auf sich vereinigt. Mindestens 270 Wahlleute benötigt der Sieger. Große Staaten stellen viele, kleine Staaten wenige- Pennsylvanien hat 21 Wahlmänner/frauen. Falls das Thema Wahlen in privater Runde angesprochen wurde, - wir haben als höfliche Gäste natürlich von uns aus nie das Thema selbst angeschnitten - wurde die Diskussion fast immer sehr emotianal und mit starker Vereinfachung/Übertreibung geführt. McCain galt als zupackender Macher mit Sponti-Eigenschaften und Obama als temperamentloser Zauderer, bei dem fraglich erscheint, ob er die Werte des kleinen wißen Mannes wirklich teilt. Das war überhaupt die große Ungewissheit: Werden die Weißen, die sich jetzt zu Obama bekennen - er lag am letzten Wochenende 5-7 Prozentpunkte deutlich vor McCain_- in der Abgeschlossenhiet der Wahlkabine ihr Kreuz auch tatsächlich hinter dem schwarzen Kandidaten machen?

Den Wahltag - den 4. November 2008 - haben wir dann wirklich hautnah am Times Square in New York erlebt. Es herrschte von Anfang an eine Bombenstimmung als abends nach und nach die Ergebnisse der verschiedenen Staaten eintrudelten und auf einer Großleinwand übertragen wurden. Ich glaube es waren nur Obama-Fans dort, denn immer wenn ein Staat an McCain fiel, ging ein Buhen durch die Menge, während ein Erfolg Obamas mit riesigem Applaus und dem Chor /Yes, we can/ begleitet wurde. Als die magische Zahl von 270 übersprungen wurde, war der Jubel grenzenlos: Taxifahrer fuhren hupend die siebte Avenue entlang, und vor allem dunkelhäutige Insassen fuhren jubelnd und teilweise mit amerikanischen Fahnen winkend am Times Square vorbei. Die Menge zerstreute sich erst, als Obama in Chicago ans Mikrofon trat und schon ganz Staatsmann die Amerikaner auf seine Präsidentschaft einschwor.

Das muss man den beiden Kandidaten McCain und Obama zugutehalten: auch wenn während des Wahlkampfes vor allem die Republikaner unschöne, diffamierende Attacken auf den Gegner starteten, am Wahlabend zeigte sich Mc Cain als überaus fairer Verlierer und bei Obama zeigte sich kein euphorischer Überschwang über seinen eindeutigen Sieg. Es lebe die Demokratie, Voraussetzung für *Change.*