Medienprofis lichten den Informationsdschungel
Gesprächsrunde lässt sich von PMH-Schülern zur Zukunft von Medienberufen befragen - Bericht aus der Filderzeitung vom 21.03.2006 von Ursula Vollmer
Medien und Marketing - auf der Suche nach der beruflichen Zukunft erscheint diese Branche vielen Schulabgängern ebenso spannend wie undurchschaubar. Eine Gesprächsrunde im Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium (PMH) bot Gelegenheit zur Nachfrage.
Eine Grundvoraussetzung haben die rund 75 jungen Interessenten, die am Montagabend zur Berufsinformation gekommen waren, gleich mitgebracht: Neugier. „Die zeichnet jeden Journalisten aus", sagte der Moderator Ralf Jaedicke, als Leiter der Abteilung Magazine beim Südwestrundfunk (SWR) den meisten Zuhörern ebenso bekannt wie sein Kollege Hans-Peter Archner, beim SWR zuständig für die Hauptabteilung Land und Leute. Flankiert wurden die beiden langjährigen Medienprofis von Ines Fuchs, Hohenheimer Studentin der Kommunikationswissenschaften, von Michael Schweizer, beim VfB zuständig fürs Marketing, von Johannes Graulich vom Carus-Verlag in Stetten sowie von Christian Milankovic, stellvertretender Ressortleiter der Filder-Zeitung. Und damit war auch schon klar, dass sich neben dem „reinen" Journalismus durchaus noch weitere interessante Bereiche finden, die mit der Vermittlung und Gestaltung von Information zu tun haben.
„Ich interessiere mich für einen Medienjob", hat Gabriele Kimmerle, am PMH die zuständige Ansprechpartnerin, schon öfter gehört, „wie gehe ich da am besten vor?" Um den Informationsdschungel ein wenig zu lichten, hat die Studiendirektorin deshalb die Gesprächsrunde organisiert. „Es gibt schließlich ein Leben nach dem Abi." Eine Erkenntnis, die dem einen ziemlich tröstlich erscheinen mag und den anderen womöglich ins Entscheidungsdilemma stürzt.
Johannes Graulich plädierte für Gelassenheit: „Mein Lebenslauf ist beispielhaft dafür, dass man sich mit der Berufswahl auch Zeit lassen kann", sagte der Verlagschef, der in der Vorstellungsrunde mit seinem Titel „Dr. med." verblüfft hatte. Graulich ist ausgebildeter Kinderarzt und macht heute das, woran sein Herz wirklich hängt: Er befasst sich mit alter Chormusik. Wichtig, darin waren sich die Experten einig, sei einerseits die Beschäftigung mit einem Studienfach, das den eigenen Interessen entspricht. Zum anderen „muss ein Abschluss her", wie Hans-Peter Archner, der selbst „beinahe" Lehrer geworden wäre, deutlich machte.
Neben Abitur und Studium sei aber noch ein weiterer Baustein wichtig, den Schüler ob all der vorgegebenen Lehrpläne möglicherweise nicht auf der Rechnung haben: Eigeninitiative oder „Praktika, Praktika, Praktika". Ines Fuchs beispielsweise hat als begeisterte Handballanhängerin schon früh eine Lokalzeitung mit Spielberichten versorgt und jobbt heute als freie Mitarbeiterin im Sportressort der Stuttgarter Zeitung. Nach den Kommunikationswissenschaften - „halb Politik, halb Wirtschaft" - will die Studentin auf jeden Fall noch ein zweijähriges Volontariat anschließen.
Da kann es nicht schaden, wenn man wie sie geschicktes „Networking" betreibt, wie Michael Schweizer das Verknüpfen vielfältiger Kontakte nennt. Der einstige PMH-Absolvent studierte Werbung und Marktkommunikation und schaffte es über ein freiwilliges Praxissemester, die Tür zum Traumjob zu öffnen. Schweizer sorgt heute für die „Positionierung der Marke VfB", kümmert sich um den Verkauf der Rechte, betreut Sponsoren und trägt, wenn es sein muss, auch mal Wasser aufs Spielfeld. Dass dies in einem geregelten Acht-Stunden-Tag kaum möglich ist, versteht sich von selbst: „Sonst muss man vielleicht doch zum Finanzamt."
Für den Bereich der Tageszeitung schilderte Christian Milankovic einen ebenfalls ausgefüllten Alltag an der Schnittstelle zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung. Der „Blattmacher" hat die Termine seiner Kollegen im Kopf, die Andruckzeiten im Blick und gestaltet täglich die jeweils nächste Ausgabe. „Was empfehlen Sie uns?", wollte ein möglicher Nachfolger von ihm wissen. Die Antwort: „Es geht nichts über praktische Erfahrung."
Womit sich der Kreis der Expertenrunde wieder schloss: Ob über die Schülerzeitung, die Pressearbeit in einem Verein oder das hartnäckig erkämpfte (und unbezahlte) Praktikum - der Weg in die Medien ist nichts für Leute, die nur zum absolut Notwendigen bereit sind. „Der Zugang ist aber möglich", machten die beiden SWR-Kollegen zum Schluss noch einmal Mut, „und Rückschläge haben wir alle einstecken müssen."
Eine Runde von Medienschaffenden erläuterte Schülern des Echterdinger Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums verschiedene Wege in dieses Berufsfeld. Foto: Ursula Vollmer