Pubertät - Wenn das Gehirn zur „Großbaustelle“ wird

Bis zum 25. Lebensjahr erfährt jedes menschliche Gehirn eine dramatische Veränderung. Es wird zum „effizienten Erwachsenengehirn“ umgebaut. Dass dieser Umstrukturierungsprozess einer „chaotischen Großbaustelle“ gleicht, verdeutlichte die Diplom-Psychologin Dr. Ann Kathrin Gerteis eindrucksvoll und mit einem ironischen Augenzwinkern auf einem Elternabend des Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums Leinfelden-Echterdingen am Mittwoch, den 6.5.2015. Die Herausforderung Jugendalter – so der Titel der Veranstaltung – stellt sich nicht nur den Heranwachsenden, sondern auch Eltern und Lehrern, weshalb laut Schulleiter Wolfgang Krause die große Resonanz bei den Eltern mit 140 Anmeldungen nicht erstaunlich gewesen sei.

Gerteis erklärte den Zuhörern verständlich neurobiologische Grundlagen für den Umbau der Gehirnareale. Kollektives Kopfnicken und wissendes Schmunzeln zeigten, dass Eltern wie Lehrer die manchmal sonderbaren Verhaltensweisen ihrer Zöglinge in den anschaulichen Beispielen der Referentin wiedererkannten. Die theoretischen Erklärungen lieferten auch wertvolle Denkanstöße und Ratschläge für den nicht immer ganz einfachen Umgang in der Praxis: „Seien Sie transparent und konsequent. Kommunizieren Sie klare Regeln. Halten Sie die Balance zwischen Freiheit und Fürsorgepflicht.“ Gereis begegnete den Rückfragen mit Verständnis, ermunterte, bestätigte, bekräftigte und betonte mehr als einmal, wie wichtig Eltern und Lehrer als „Gegenpol und Reibepunkt“ für die Jugendlichen auf ihrem Weg der so entscheidenden Autonomieentwicklung und Identitätsbildung seien.

Wer am Ende immer noch ratlos war, wurde mit der Aussicht auf einen „späten Gehorsam“ getröstet. Mit diesem können die Eltern aber erst rechnen, wenn die Kinder 20 Jahre alt sind und wahrscheinlich nicht mehr zu Hause wohnen. (JH)